Lieder aus der Ukraine und aus Russland
Wie schön sie klingt, die Seele dieses Gesangs, der mit viel Kraft und Energie hinausgesungen wird. Die Erhaltung der alten Techniken ist zentrales Anliegen des Ensembles Polýnushka aus Berlin. Diese Sängerinnen und Sänger sind studierte Musiker oder Musikethnologen. Sie tradieren nicht nur die Musik ihrer Mütter und Väter, sondern sie leben sie auch genauso authentisch wie vor hundert Jahren auf dem Dorf – mitten in Berlin.
Der Chor
… ist irgendwie ein ganz typisches Berliner Ensemble. Die Mitglieder haben ihre Wurzeln in Russland, der Ukraine, in Polen und in Bulgarien. Sie tragen originale reich dekorierte, bunte Trachten aus verschiedenen russischen und ukrainischen Regionen. Einige sind liebevoll und detailgetreu nach Originalmustern geschneidert und verkörpern so auch optisch die Vielfalt des russischen Kontinents. Das Ensemble gibt es seit 2004. Es ist stolz darauf, das erste Vokalensemble für echte russische Folklore in Deutschland zu sein. Die Sängerinnen und Sänger beschäftigen sich allesamt schon seit Jahren mit der osteuropäischen Musiktradition und speziell dem russischen Dorfgesang. Damit sie nicht verschwindet, leben sie diese Kultur und zeigen sie einem möglichst breiten Publikum.
Das Repertoire von Polýnushka kommt also aus Russland, der Ukraine, aber auch aus Weißrussland. Entsprechend wird auch in unterschiedlichen Genres und Dialekten gesungen, und zwar egal, ob es Hochzeitslieder sind oder Trauergesänge, lyrische Lieder, Tanzlieder, Frühlingslieder, Reigentänze oder geistliche Verse. Viele von diesen Liedern werden nur noch von den alten Frauen gekannt und gesungen. Umso besser, dass die Musikethnologinnen von Polýnushka fleißig ausschwärmen, um sich mit dieser alten Gesangskultur und dem Liedgut zu beschäftigen.
Bei der eigenen Interpretation all dieser Lieder achten die Sängerinnen und Sänger von Polýnushka sehr darauf, die alten Techniken und Energien umzusetzen, dabei aber das eigene Timbre beizubehalten – im Unterschied zu anderen, die solche Lieder singen und dabei die in den Field Recordings gesicherten alten Stimmen imitieren. Und das ist gut so, denn viele Lieder sind ungemein schmissig und verlangen kraftvollen Einsatz. Einfach die Augen schließen und Ohren weit aufklappen – und wie in einer Zeitmaschine kann man die Musik erleben, so wie sie vor hundert Jahren in einem russischen Dorf hinausgesungen wurde bewegt und beflügelt sie auch heute noch uns Menschen.
Eröffnungskonzert für die 9. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer 27. August 2017, Oldenburgisches Staatstheater